Der Krieg in der Ukraine macht auch in der Grundschule vielen Kindern zu schaffen. Die Kinder haben viele Fragen, Sorgen und Gedanken zu dem Thema. Sie sind teilweise sehr gut informiert und teilweise mit den absurdesten Geschichten konfrontiert. Im Zeitalter des ständigen Zugangs zum Internet, zu den sozialen Netzwerken, zu jeglicher Art von Medien und natürlich durch „Stille Post“ kann man diesen Krieg nicht vor Grundschülern verheimlichen.
Wichtig ist, die Fragen und Meinungen aufzunehmen und zu durchleuchten. In meinen Kursen ist dies möglich. Durch die geringe Anzahl der Kinder und die persönliche Nähe können aktuelle Themen diskutiert werden. Zuallererst frage ich stets nach den Quellen und frage, ob diese seriös und glaubhaft sind.
Im KinderKunstKlub haben wir dann die Idee entwickelt, ein Kunstwerk zu dem Thema zu erstellen. Basis war das Peace-Zeichen (und nein, es ist kein Mercedesstern, sondern ein international erkennbares Zeichen für Frieden). In dieses Peace-Zeichen packt man all seine Gedanken, Wünsche, Sorgen etc. Danach sollte alles mit den Farben der ukrainischen Flagge hinterlegt werden.
Hier entstand das erste Problem: Die Kinder mit russischen Wurzeln fanden es „komisch“ und einige wollten auch die russische Flagge integrieren, weil man doch auch den Menschen in Russland Frieden wünscht. Die einhellige Meinung war auch, dass ein verirrter Mensch in Russland nicht längst alle Menschen in Russland als verirrt gelten lässt. Ein Junge mit russischen Wurzeln war zudem auch sehr traurig, weil grad seine Oma wieder nach Russland gereist ist und er nun Angst um sie hat. Also haben viele Kinder beide Fahnen gezeichnet und in der Pause lieber mit dem russischstämmigen Jungen Fußball gespielt, damit er nicht so traurig ist.
Bei den Koolen Kids (ein Kurs für Kinder mit der Chance auf eine gymnasiale Laufbahn) konnte das Thema noch mehr vertieft werden. Als Folge haben die Kinder eine Collage mit dem Thema „Wünsche für eine bessere Welt“ erstellt. Es wurde auch deutlich, dass ganz besonders bei den Kindern mit syrischem Migrationshintergrund wieder alte Traumata aufbrechen. Die Kinder wissen sehr wohl, dass Präsident Putin auch ihr Land mit Bomben zerstört hat und wie es sich anfühlt, wenn man die Heimat verlassen muss.
Es ist einfach herzerwärmend, wie klar es für unsere Kinder ist, dass es komplett egal ist, woher jemand kommt und sich alle natürlich Frieden wünschen. Viele ihrer Familien sind deshalb hierher zu uns nach Deutschland gekommen. Abschließen möchte ich mit der Frage einer Schülerin nachdem ich den Kindern versicherte, dass viele gescheite Erwachsene sich um dieses Elend, diesen Krieg, diese vielen Menschen aus ihren zerbombten Häusern kümmern: „Und was tun wir, wenn die Erwachsenen es nicht hinbekommen?“
Sabine Gerlach-Jänisch